Fragen und Antworten zu Umweltzielen auf HV 2019
Hintergrund
Mein Redebeitrag auf der VW-Hauptversammlung 2019 enthielt einige kritische Fragen an den Vorstand, auf die der Vorstand mit einer Verzögerung von 90 Minuten bis 2 Stunden in 4 getrennten Blöcken reagiert hat. Nicht jede Frage wurde korrekt wiedergegeben, nicht jede Frage wurde korrekt beantwortet. Doch diese Abweichungen sind Gegenstand eines gesonderten Beitrags. Dieser Beitrag soll lediglich Fragen und Antworten in logischer Reihenfolge wiedergeben. Er beinhaltet Links zu Tonaufnahmen, mit deren Hilfe der Inhalt dieses Beitrags leicht überprüfbar sein sollte.
technische Anmerkungen
Das von mir gesprochene Wort ist in grüner Schrift wiedergegeben und an Hand dieser Tonaufnahme nachzuvollziehen. Die Antworten des Vorstands sind blau. Die Begrüssung fehlt leider auf der Tonaufnahme. Sie mag von diesem Redemanuskript abweichen. Deshalb ist der Beginn meines Redebeitrags in schwarz wiedergegeben. Ebenso unverständliche Wörter, die aus dem Kontext erraten werden mussten. In meinem Redemanuskript nicht enthaltene Wörter und Sätze sind kursiv dargestellt. Daraus entfernte Teile durchgestrichen.
Redebeitrag Felix Lübeck und Antworten des Vorstands
„Guten Abend, mein Name ist Felix Lübeck. Ich bin Autor des Blog www.vw-umweltziele.de, der Licht auf Volkswagens Umweltziele wirft. Der Vorstand vernachlässigt die Themen CO2 und Klimawandel. Der Vorstand vernachlässigt damit die Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen. Deshalb beantrage ich, dem gesamten Vorstand die Entlastung zu verweigern. Der Aufsichtsrat erlaubt dem Vorstand eine verantwortungslose Politik. Deshalb beantrage ich, dem gesamten Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern.
Herbert Diess hat auf der schriftlichen Einladung zur HV ausgerechnet die SUV hervorgehoben. Eigentlich wollte ich jetzt mit der schriftlichen Einladung wedeln, um das zu zeigen. Das haben sie vielleicht nicht wahrgenommen. Er macht da Werbung für seine SUVs. Klare Ansage von Herbert Diess: SUV sind toll für den Umsatz. SUV sind toll.
Er hat in seiner Rede als Erfolg gepriesen, dass SUV 1/4 des VW-Geschäfts ausmachen. Und er bezeichnet es als Ziel von VW, diesen Anteil noch zu steigern. In manchen internationalen Märkten sei ein 50% Anteil von SUV realistisch. Da möchte er hin.
Und dann bezeichnet Herr Diess in seiner Rede CO2 und Klimawandel als zentrale Herausforderung der Menschheit. Wie passt das zusammen?
Ein Sprecher, den ich weder zuordnen noch gut verstehen konnte antwortete um 19:59 wie folgt (Tonaufnahme):
„… dass sie einen Anteil von 50% für möglich halten. Herr Diess hat in seiner Rede CO2 und Klimawandel als zentrale Herausforderung der Menschheit bezeichnet. Wie passt das zusammen?“
SUV sind aktuell die weltweit von unseren Kunden am häufigsten nachgefragte Auto [??? Unverständlich]-Art. Im Rahmen unserer E-Mobilitäts-Strategie versuchen wir, auf der einen Seite diesem Kundenwunsch zu entsprechen, gleichzeitig aber durch die Elektrifizierung SUVs die Umweltfreundlichkeit dieser Auto [s.o.]-Art entscheidend zu verbessern. Die hohe Nachfrage nach unserem ersten elektrischen SUV, dem Audi e-tron bestätigt uns in dieser Strategie.
Herbert Diess begründet mit den Herausforderungen CO2 und Klimawandel die Entscheidung für den Umstieg auf die Elektromobilität.
Aber um so eine wichtige Entscheidung zu begründen müsste VW doch den kompletten ökologischen Fußabdruck der verschiedenen Antriebssysteme miteinander vergleichen. Doch VW kümmert sich anscheinend nicht um den vollständigen ökologischen Fußabdruck.
Bei Autos mit Verbrennern vernachlässigt Volkswagen nachweislich den Verbrauch im Kundenbetrieb. Wie soll man sich vorstellen, das VW ausgerechnet bei Elektroautos beginnt, den vollständigen ökologischen Fußabdruck zu betrachten?
Herbert Diess antwortete um 19:29 wie folgt (Tonaufnahme):
Felix Lübeck fragt: „Herr Diess begründet mit den Herausforderungen CO2 und Klimawandel die Entscheidung für den Umstieg auf die Elektromobilität. Aber, um so eine wichtige Entscheidung zu begründen müsste Volkswagen doch den kompletten ökologischen Fußabdruck der verschiedenen Antriebssysteme miteinander vergleichen. Doch VW kümmert sich anscheinend nicht um den vollständigen ökologischen Fußabdruck. Bei Autos mit Verbrennern vernachlässigt VW nachweislich den Verbrauch und Kundenbetrieb. Wie soll man sich vorstellen, das VW ausgerechnet bei Elektroautos beginnt, den vollständigen ökologischen Fußabdruck zu betrachten?“ Volkswagen führt seit vielen Jahren umfassende Lebenszyklusanalysen für seine Produkte durch. Dabei wird immer der exakte Lebenszyklus von der Lieferkette über die eigene Produktion, die [???] Nutzungsphase bis zur Entsorgung betrachtet. Kürzlich hat Volkswagen zudem die Ergebnisse einer umfassenden Studie zum Vergleich verschiedener Antriebskonzepte veröffentlicht.
In den offiziellen Umweltzielen steht:
„- Wettbewerbsüberlegene Verbrauchswerte […] im Kundenbetrieb“
„- Reduzieren der Treibhausgas-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus“
Im Nachhaltigkeitsbericht 2018 steht nicht drin, ob diese Ziele erreicht wurden. Ich frage den Vorstand in aller Form: Wurden diese Ziele 2018 erreicht? Wie wurde das überprüft?
Herbert Diess antwortete um 20:02 wie folgt (Tonaufnahme):
Felix Lübeck fragt: „In den offiziellen Umweltzielen steht:
‚Wettbewerbsüberlegene Verbrauchswerte im Kundenbetrieb‘
‚Reduzieren der Treibhausgas-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus‘
Im Nachhaltigkeitsbericht 2018 steht nicht, ob diese Ziele erreicht wurden. Wurden diese Ziele 2018 erreicht? Wie wurde das überprüft?“
Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung der Verbrauchswerte unserer Fahrzeuge. Die CO2-Emissionen der EU-28 PKW Neuwagenflotte haben sich im Durchschnitt von 126 Gramm 2014 auf 123 Gramm 2018 verbessert. Die Angaben zu den Flottenemissionen im Nachhaltigkeitsbericht 2018 wurden von unseren Wirtschaftsprüfern einer unabhängigen betriebswirtschaftlichen Überprüfung unterzogen.
Diese Fragen habe ich bereits vor einem Jahr in diesem Gremium gestellt. Herr Diess antwortete darauf, dass es technisch bzw. rechtlich nicht möglich sei, Aussagen zum Verbrauch im Kundenbetrieb zu treffen.
Herr Diess, das kann so nicht stimmen. Selbstverständlich ist es technisch und rechtlich möglich, Aussagen zum Verbrauch im Kundenbetrieb zu treffen.
Das haben doch Herr Wagner und seine Tochter vor wenigen Stunden vorgemacht in ihrem großartigen Vortrag. Herr Wagner hat gerade erklärt, dass er mit dem Audi A2 im Mittel über 335.000 KM hinweg einen Verbrauch von 3 Litern/100 KM erzielt hat.
Ich kann berichten:
Mit dem Spritsparauto VW Polo Bluemotion habe ich einen Verbrauch von 4 Litern auf 100 KM erzielt – in guten Zeiten.
Allerdings sind mir dabei die Bremsen vergammelt. Seit ich den inoffiziellen Empfehlungen von Volkswagen folge und regelmäßig stark bremse, habe ich nie wieder einen Verbrauch von 4 Litern auf 100 KM erzielt und. Die Reichweite von 1000 KM mit einer Tankfüllung ist für mich seitdem unerreichbar geworden.
Die Familie Wagner hat hier Aussagen zum Verbrauch im Kundenbetrieb getroffen, ich habe Aussagen zum Verbrauch im Kundenbetrieb getroffen. Diese Aussagen sind veröffentlicht. Trotzdem ist uns NICHT der Himmel auf den Kopf gefallen. Und auch der Staatsanwalt ist nicht gekommen, um den angeblichen Rechtsbruch zu ahnden.
Seit über 10 Jahren scheitert VW an der Herausforderung, den Verbrauch im Kundenbetrieb zu ermitteln und darüber angemessen zu berichten. Doch VW stellt sich dieser Herausforderung nicht. Stattdessen behauptete VW auf Seite 93 im Nachhaltigkeitsbericht von 2014 sogar schriftlich, dass es technisch bzw. rechtlich nicht möglich sei, Aussagen zum Verbrauch im Kundenbetrieb zu treffen.
Herbert Diess, wenn Sie es wirklich nicht schaffen, den Verbrauch im Kundenbetrieb zu ermitteln, dann fragen Sie Frau Wagner, ob diese gute Ideen dazu hat. Oder fragen Sie deren Vater. Oder fragen Sie mich. Ich bin Ingenieur. Ich habe ein paar gute Ideen zu dem Thema. Meine Erfindung ‚Zählung eines Stoffes in einem Kraftfahrzeug mit rückwirkungsfreier Kontrollvorrichtung‘ kennt Volkswagen ja bereits. Bisher betrachtet VW sie aber anscheinend als überflüssig.
Volkswagen scheint alles auf die Karte Elektromobilität setzen zu wollen. Herr Diess, halten Sie das wirklich für klug?
Passt diese Strategie wirklich zu den Fähigkeiten und Stärken von VW?
Aktuell schafft Volkswagen es nicht einmal, auf dieser Hauptversammlung den eigenen Aktionären Steckdosen zum Aufladen von Mobiltelefonen zur Verfügung zu stellen. Dankeschön.
Herbert Diess antwortete um 19:25 wie folgt (Tonaufnahme):
Felix Lübeck fragt: „VW scheint auf Elektromobilität zu setzen. Halten Sie das wirklich für klug? Passt die Strategie zu den Fakten und Stärken von VW?“ Das E-Auto ist für die nächsten 10 bis 15 Jahre die einzige realistische und ökonomisch sinnvolle Option, um den CO2 Ausstoss signifikant zu reduzieren und die CO2-Vorgaben der Politik zu erfüllen. Es gibt deshalb keine Alternative zu diesem Kurs. Wir sind im übrigen sehr zuversichtlich. Die Entwicklung des MEB und die Anlaufvorbereitungen gehen planmäßig voran. Die Vorbereitungen des ersten Anlaufs sind in der heissen Phase. Das Werk Zwickau wird bereits umgebaut. Vorserienfahrzeuge werden gebaut. Entsprechende Lieferanten sind beauftragt. Und das zeigt [akustisch unverständlicher Satzteil] elektrisch fahren. Angemerkt sei: es wird natürlich auch über alle Alternativen so wie unsere Wettbewerber Hybride Mild-Hybride, Gasfahrzeuge verfügt.